Vergaser oder Versager?!
Die etwas provokante Frage des Titels ist
zugegebenermaßen etwas ungerecht, denn meistens führt
der Vergaser wenigstens bei den DKW-Dreizylinder
Motoren ein eher problemloses und unauffälliges Dasein.
Trotzdem könnten viele Fahrzeuge bei etwas mehr
Aufmerksamkeit und Wartung für den Vergaser noch
besser funktionieren!
Es geht also in der folgenden Abhandlung weniger um
vollständig versagende Vergaser als vielmehr um die
Erkennung und Beseitigung von Fehlern, die den Umgang
mit dem Wagen meistens nicht verhindern, aber den
Spaß daran doch merklich schmälern.

Obwohl die DKW-Fahrzeuge in dem Ruf stehen, gut
anzuspringen, gibt es doch auch hier Ausnahmen.
Besonders lästig wird empfunden, wenn der Wagen schon
nach ein bis zwei Tagen Stillstand nicht mehr startet und
zwar unabhängig von der Umgebungstemperatur!
Es wird vorausgesetzt, daß die Zündanlage und die
Benzinpumpe einwandfrei sind.
Folgender Test führt jetzt u.U. weiter:
Springt der Motor nach einem Schuß Benzin direkt in den
Ansaugtrichter des Vergasers an und läuft dann normal?
Wenn ja, stimmt etwas mit der Gemischaufbereitung im
Vergaser nicht; der Motor bekommt ein zu mageres
Gemisch (zu wenig Benzin / zu viel Luft). Eine Ursache
kann z.B. eine ausgeschlagene Drosselklappenwelle sein,
durch deren Lagerstellen dann Falschluft, unter
Umgehung der Mischdüsen des Vergasers, direkt in
den Ansaugkrümmer des Motors gesaugt wird. Die Luft
'verdünnt' quasi das zuvor im Vergaser richtig aufbereitete
Gemisch und setzt die Zündfähigkeit herab.

Es kann aber auch genau anders herum ablaufen, wobei
dann das Ergebnis wieder das gleiche ist: Wenn das
Benzinstands-Niveau in der Schwimmerkammer zu niedrig
ist, wird durch die Hauptdüse des Vergasers durch die
vorbeiströmende Luft zu wenig Kraftstoff abgesogen und
steht so nicht zur korrekten Gemischbildung zur
Verfügung. Das Gemisch wird wieder zu mager, hat also
Luftüberschuß.

In beiden Fällen läßt sich natürlich Abhilfe schaffen.
Die ausgeschlagene Drosselklappenwelle ist ein
mechanischer (verschleißbedingter) Defekt, der sich nur
durch eine feinmechanisch aufwändige Instandsetzung
nachhaltig beheben läßt und ich rate dazu, das einem
Fachbetrieb zu übertragen. Dieser kann auch entweder
die kostengünstigste Lösung realisieren (nicht immer muß
zwangsläufig eine neue Welle eingebaut werden), oder er
kann die haltbarste Modifikation unter Verwendung
besserer Lagerungen vorschlagen!

Wenn Sie den Verdacht haben, daß der Benzinstand in
der Schwimmerkammer zu niedrig ist, lassen Sie
zunächst den Motor 2-3 Minuten laufen, stellen ihn ab und
demontieren dann vorsichtig den Vergaserdeckel inkl.
Dichtung und zwar, indem Sie zuvor die Kraftstoffleitung
abschrauben (oder zuklemmen)! So vermeiden Sie das
unkontrollierte Nachfließen von Benzin in die
Schwimmerkammer! Nun können Sie den Abstand des
Kraftstoffspiegels von der Oberkante des
Vergasergehäuses mit einem Tiefenmaß oder einem
Meßschieber (Schieblehre) bestimmen. Daß der Wagen
bei der Messung auf ebenem, waagerechten Untergrund
steht ist wohl selbstverständlich.
Das Sollmaß bei den Vergasern Solex 40ICB oder CIB
beträgt typenunabhängig 21 - 23mm; bei den Zenith
Doppelvergasern (Munga u. frühe 1000SP) 17 - 19mm.

Achtung! Laufen Sie nicht in die Falle... ein zu großes
gemessenes Maß (z.B. 25mm) bedeutet ein zu geringes
Kraftstoffniveau!!! Nicht lachen, alles schon dagewesen.

Nun können Sie die Aufhängungslasche des Schwimmers
vorsichtig so nachbiegen, daß sich das
Schwimmernadelventil etwas später schließt. Dadurch
erhöht sich dann unmittelbar der Benzinstand in der
Kammer, wobei 1 bis 2mm schon sehr viel ausmachen
können.
Es gibt natürlich noch einige andere Möglichkeiten für ein
schlechtes Anspringverhalten, aber der obige Fehler ist
nicht selten!
Eine andere Unart ergibt sich manchmal in den
Übergangs-Jahreszeiten, was natürlich nur diejenigen
merken, die ihren Wagen auch dann (schon oder noch)
nutzen. Der Motor springt an und läuft ordentlich, nach
kurzer Zeit auch ohne Choke, die Temperaturanzeige
spricht schon langsam an und man wähnt sich sicher
beim folgenden Bremsen und Anhalten ... und bums - der
Motor ist aus! Das wiederholt sich nun solange, bis der
Motor wirklich knallheiß ist.







Das Problem liegt in Wirklichkeit nicht beim zu kalten
Motor, sondern beim kalten Vergaser.
Lufttemperaturen zwischen Gefrierpunkt und +5°C.
führen besonders leicht zu der sogenannten
Vergaservereisung und wenn dann noch eine höhere
Luftfeuchtigkeit dazukommt, geht ohne Vergaser
Vorwärmung in der Aufwärmphase des Motors fast gar
nichts mehr, und zwar solange nicht, bis die
Strahlungswärme des Motors den Vergaser genügend
aufgeheizt hat.
Bei den meisten DKW's befindet sich daher zwischen
Vergaser und Ansaugkrümmer eine Benzintropfen
Fangschale, die natürlich einerseits die
namensgebende Funktion hat, aber andererseits, und
das wird allzu häufig unterschätzt, hält sie den (unter
kühlenden) Fahrtwind vom Vergasergehäuse fern.
Zusätzlich haben die Fahrzeuge entweder eine
Kühlerjalousie oder vorsteckbare Klappen, die
ebenfalls nicht vergessen werden sollten.
Wenn nun das eine oder andere oder beide Elemente
fehlen oder defekt sind, dann ist das weniger
entscheidend für die Wirksamkeit der Heizung als für
die ordnungsgemäße Funktion des Vergasers!
Sollte Ihr Wagen trotz des Vorhandenseins der
Tropfschale und trotz gezogener Jalousie das
eingangs geschilderte Verhalten immer noch zeigen,
können Sie während der kalten Jahreszeit auch
versuchen, die Leerlaufgemisch-Regulierschraube (das
ist diejenige mit der untergelegten Spiralfeder an der
Rückseite des Vergaserkörpers ganz unten) um etwa
eine halbe bis ganze Umdrehung weiter
herauszudrehen; das Gemisch im Leerlauf und
Teillastbereich wird dadurch fetter und das
Laufverhalten etwas zuverlässiger.
Bevor Sie dies tun, sollten Sie aber die
Regulierschraube einmal ganz herausdrehen
(Grundeinstellung merken!) und die freigewordene
Bohrung kräftig, möglichst mit Preßluft, sonst unter
Verwendung eines dünnen Schlauches, durchblasen.
Schon das bewirkt manchmal Wunder!

Der besondere Tipp!
Abschließend noch ein besonders gemeiner Fehler,
der mich einmal die unnötige Überholung eines Motors
gekostet hat:
Bei den Solex-40ICB und CIB-Vergasern befindet sich
zwischen dem Krafstoffsystem des Startervergasers
(Choke) und dem übrigen Luftsystem eine
Steuermembran. Sie ist außen unter einem
dreieckigen Deckel nach dem Lösen von drei
Schrauben zugänglich.
Sollte Ihr Motor ausschließlich mit Choke und nur mit
stark erhöhter Drehzahl laufen, im Leerlauf sofort
ausgehen und außerdem sehr stark qualmem,
kontrollieren Sie umbedingt diese Membran! Schon
kleinste Löchlein darin führen zu den geschilderten
Auswirkungen und machen einen Betrieb des Motors
unmöglich, weil Kraftstoff in das Luftsystem des
Vergasers unkontrolliert eindringt. - Eine genauere
Erläuterung des Effekts würde hier zuweit führen und
zu theoretisch werden; aber wohlgemerkt, mich hat
das schon einmal viel Geld gekostet, weil ich den
Fehler nicht richtig gefunden hatte...

Fazit:
a) Eine ausgeschlagene Droselklappenwelle kann zu
Startschwierigkeiten führen, gehört zur Instandsetzung
aber in die Hand eines Spezialisten!
b) Startschwierigkeiten entstehen auch durch zu
niedriges Kraftstoffniveau in der Schwimmerkammer.
Das Niveau wird als Abstand zur Oberkante des
Gehäuses ohne Dichtung gemessen und kann durch
Verbiegen der Schwimmeraufhängung korrigiert
werden.
c) Vergaservereisung in der Übergangszeit liegt häufig
an einer fehlenden oder beschädigten Benzintropfen
Fangschale und nicht funktioniernden Kühlerjalousie.
Zusätzlich kann die Gemischregulierschraube bis zu
einer vollen Umdrehung weiter geöffnet werden.
d) Die Startervergasermembran hat entscheidenden
Einfluß auf die Gesamtfunktion des Vergasers.
Geringste Beschädigung ist tödlich!
Sollten Sie Probleme mit Ihrem Wagen haben, helfe ich Ihnen gern weiter!