Fehler an Zylinderkopf & Dichtungen
In einem anderen Artikel dieser Reihe ging es um
fehlerhafte Kurbelwellen und Kolben, sowie die daraus
resultierenden Laufgeräusche des (Dreizylinder-)Motors.
Aber auch der Zylinderkopf des Motors bietet, obwohl er
ja ohne aufwändigen Ventiltrieb auskommt, einige Defekt
Möglichkeiten.

Bei der 3=6- und 1000er-Modellreihe sollte man die
Lüfterwelle mit ihren Kugellagern nicht außer Acht lassen.
Von diesen Lagern kann, wenn sie angeschlagen sind
und trockenlaufen, eine Geräuschkulisse ausgehen, die
stark an eine defekte Kurbelwelle glauben läßt! Im
Zweifelsfall können Sie bedenkenlos den Lichtmaschinen
Keilriemen entfernen und den Motor dann kurz laufen
lassen. Ist das Geräusch nun verschwunden, können Sie
die Kurbelwelle aus der Fehlersuche ausklammern.
Es bleibt zu prüfen, ob die Lüfterwelle oder die
Lichtmaschine (!) das fehlerhafte Geräusch verursachen.
Meistens schafft einfaches, schwungvolles Durchdrehen
mit der Hand Klarheit in dieser Frage.

Zum gegebenenfalls notwendigen Auswechseln der
Lüfterwellenlager sollten Sie den Zylinderkopf
demontieren; alles andere ist nur umständlich und bringt
keinen wirklichen Vorteil (außer der Ersparnis einer neuen
Zylinderkopfdichtung).
Mit Blick auf die anschließende Zylinderkopf-Montage
wird in allen DKW-Werkstatt-Handbüchern darauf
hingewiesen, die Zylinderkopfdichtung trocken, d.h. ohne
Dichtmasse zu montieren. Dies ist in all' den Fällen auch
richtig, wo es sich beim Zylinderkopf und beim
Motorblock um Neuteile oder frisch geplante Teile handelt
(und davon geht jedes Werkstatthandbuch natürlich aus!).
Häufig werden aber heute in der Praxis Teile wieder
zusammengebaut, die nicht obige Kriterien erfüllen (neue
Kopfdichtungen sollten aber schon verwendet werden!)
und bei denen man folglich nicht sicher sein kann, daß
alle Flächen 100%ig einwandfrei sind.
Die Zylinderköpfe sind meistens nicht mehr ganz plan und
außerdem sind nicht selten die Ränder der Wasserkanäle
leicht an- und/oder weggefressen. Die verbleibenden
Trennwände und Dichtflächen sind effektiv schmäler und
dichten trotz intakter Kopfdichtung schlechter ab. Als
Folge hat man u.U. Schwierigkeiten, den Zylinderkopf
dicht zu bekommen.
Wenn es dabei zu Wasserverlust nach außen kommt,
also wenn Wasser außen am Zylinderblock herunterläuft,
ist das natürlich nicht in Ordnung, aber vom
Wasserverlust abgesehen nicht wirklich weiter tragisch...

Hin und wieder kommen nun aber Undichtigkeiten vor, die
man äußerlich gar nicht bemerkt, die aber umso
gefährlicher für die Motor-Lebensdauer sind!
Hierbei besteht ein Leck zwischen den kopfseitigen
Wasserkanälen und einer oder mehreren
Zylinderbohrungen.
Tröpfchenweise sickert jetzt Kühlflüssigkeit in die
Verbrennungsräume. In der Folge passieren zwei Dinge:

1.) Beim laufenden Motor sinkt durch die
Zündgemisch-Verdünnung mit Wasser die effektive
Gemisch-Qualität und der Motor macht nagelnde und
schlagende Geräusche, die dann meistens irrtümlich
auf eine defekte Kurbelwelle, verschlissene Kolben
oder eine fehlerhafte Vergaserbestückung oder
Einstellung zurückgeführt werden.
Mit zunehmender Drehzahl (Fahrgeschwindigkeit)
verschwinden die Geräusche dann durch den höheren
Verbrennungsdruck in den Zylindern, welcher dem
Wasser quasi keine Zeit läßt, durch das Leck
einzudringen.
2.) Beim stehenden Motor sickert Kühlflüssigkeit an
den Kolben und Kolbenringen vorbei in das
Kurbelgehäuse und sammelt sich dort.
Beim Starten des Motors vermischt sich das Wasser
mit dem Benzin/Luftgemisch und führt zwar
grundsätzlich zu Startschwierigkeiten, die sich aber
meistens in Grenzen halten, weil durch die Choke
Betätigung das Zündgemisch stark überfettet ist und
der Wasseranteil damit 'überspielt' wird.
Viel schlimmer ist die Langzeitwirkung des Wassers,
die dafür sorgt, daß die Pleuelfußlager auf der
Kurbelwelle durch das verdünnte Benzin/Ölgemisch
nicht mehr ausreichend geschmiert werden,
Flugrostansatz bilden und aus- bzw. festlaufen.
Außerdem beginnt irgendwann die gesamte
Kurbelwelle zu rosten.
Aufwändige und kostspielige Kurbelwellenschäden
sind also abzusehen!
Um all' diesen Unwägbarkeiten aus dem Wege zu
gehen, empfehle ich daher, die Zylinderkopfdichtung
beidseitig dünn mit einer nicht aushärtenden Spezial-
Dichtmasse einzustreichen und dann zu montieren!

Fazit:
a) Defekte Lüfterwellenlager können so laut sein, wie
eine defekte Kurbelwelle!
b) Bei mir hat es sich bewährt, die
Zylinderkopfdichtung mit beidseitig dünn
aufgetragenem Dichtmittel (z.B. Curil K2 -
nichtaushärtend!) zu montieren. Sie tun sich und
Ihrem Motor damit im Zweifelsfall einen großen
Gefallen - und schaden kann es bei richtiger
Vorgehensweise auch nicht!
c) Die Anzugs-Drehmomente der Kopfschrauben sind
eher zu gering bemessen. Manchmal kann es
notwendig sein, Drehmomente bis zu 9 kpm
anzuwenden um den Zylinderkopf dicht zu bekommen!

Tipps & Tricks
Manchmal sind durch längere (unsachgemäße)
Lagerung speziell Papierdichtungen, wie sie für
Ansaug-, Vergaser- und Benzinpumpenflansche
verwendet werden, regelrecht ausgetrocknet, völlig
krumm und verzogen.
Solche Dichtungen lassen sich aber trotzdem
einwandfrei benutzen, indem man sie in dünnem Öl
oder notfalls auch Wasser einweicht, und in noch
feuchtem Zustand montiert!

Sollten Sie Probleme mit Ihrem Wagen haben, helfe ich Ihnen gern weiter!